XIII. Kongress für Erziehung und Bildung
am 16./17. November 2012 in der Universität Göttingen
Dialog und Empathie - Wie wollen wir leben ...
"Und so begriff er, dass der Krieg nicht gut ist, da einen Menschen zu besiegen ebenso bitter ist, wie von ihm besiegt zu werden." (Albert Camus, Der erste Mensch)
Leid, Sorgen und Ungerechtigkeiten bestimmen das Leben vieler Menschen. Gleichzeitig können wir entdecken, dass unser Leben im Großen und Ganzen aus Tausenden von kleinen Zeichen der Aufmerksamkeit und der Großzügigkeit geprägt ist. Einfühlungsvermögen und Liebe zwischen den Menschen schaffen Wohlwollen, prägen soziale Bande und bereichern das Leben. Wir sind aus der Sicht vieler Wissenschaftsbereiche auf soziale Resonanz und Kooperation angelegte Wesen.
Empathie ist die Brücke zum Anderen
Die Fähigkeit des Menschen zu emotionalem Verständnis und Empathie beruht darauf, dass sozial verbindende Vorstellungen nicht nur untereinander ausgetauscht, sondern im Gehirn des jeweiligen Empfängers auch aktiviert und spürbar werden können. Mehr und mehr kristallisiert sich heraus, dass Empathie als eine entscheidende Quelle für eine gut verlaufende individuelle und auch gesamtgesellschaftliche Entwicklung anzusehen ist. Der Egoist denkt nur an die Optimierung der eigenen Interessen. Eine moralisch handelnde Person bezieht die Interessen der Anderen mit ein. Eine humane Gesellschaft beruht auf der menschlichen Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden, Rücksicht zu nehmen und mit anderen zu kooperieren. Empathisch miteinander umgehen setzt die Überzeugung voraus, dass ein anderer die gleiche Daseinsberechtigung hat wie wir und genauso einzigartig ist wie wir selbst. Die Frage, wie sich diese Entwicklung vollzieht und welche Rolle dabei die Fähigkeit zur Empathie spielt, zieht sich als roter Faden durch die Beiträge des Kongresses.
Wahrhaftigkeit und Vertrauen
Empathie ist der Boden, auf dem demokratische Verhältnisse wachsen und gedeihen können. In einer Welt ohne Empathie fehlt nicht nur das, was das Menschsein überhaupt ausmacht, es fehlt auch die Grundlage für ein demokratisches Wertesystem. Auch ökonomischer Erfolg basiert auf einer verlässlichen Kommunikation. Und die beherzigt unverzichtbare Regeln wie Wahrhaftigkeit und Vertrauen.
Gelingende Dialoge
Vor diesem Hintergrund wird die herausragende Bedeutung gelingender Dialoge deutlich. Der Spracherwerb ist als eine der wichtigsten Voraussetzungen für Entwicklungs- und Bildungsprozesse anzusehen. In der frühkindlichen Bildung sind vor allem die vielfältigen Interaktionen, wie sie in Spielsituationen stattfinden, als Schatzkammer der sprachlichen Bildung anzusehen. Empathie wiederum ist eine grundlegende Voraussetzung für gelingende Interaktionen. Es gilt daher, allen interaktiven Prozessen große Aufmerksamkeit zu schenken.
Sprache stiftet Beziehungen
Erzählen, Vorlesen und das Betrachten von Büchern sind ebenfalls wichtige Bestandteile einer sprachlichen Bildung. Wenn Kinder erzählen, dann finden sie eine sprachliche Form für ein Ereignis, das sie selbst erlebt haben und das bedeutsam für sie war. Das Erzählen schafft einen gemeinsamen Erfahrungsraum. Im Akt des Erzählens werden Beziehungen thematisiert und gleichzeitig erlebt. Es kommen die Dinge des Alltags zur Sprache – auch die in Beziehungen angelegten Konflikte. Forschungsergebnisse über die Wirksamkeit von Sprachfördermaßnahmen deuten darauf hin, dass vor allem gelingende Interaktionen im Alltag eine positive Auswirkung auf Sprachentwicklungsprozesse haben. Dort, wo Dialoge nicht oder nur schwer möglich sind, sollte frühzeitig therapeutische Hilfe unterschiedlichster Art in Anspruch genommen werden.
Damit ist der Bogen gespannt von der individuellen Entwicklung, die sich in dialogischen Situationen mit nahen und zugewandten Personen vollzieht, über das vertrauensvolle, empathische Kommunizieren mit anderen bis hin zu der Entwicklung demokratischer Lebensformen.
Der Kongress richtet sich an Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer, Sozialpädagogen, Therapeuten, Kinderärzte, Kindertagepflegepersonen und an Eltern mit jüngeren Kindern.
FREITAG, 16. NOVEMBER 2012
GrußwortProf. Dr. Wolfgang Lücke, Vizepräsident Universität Göttingen
Audio-DateiEröffnung
Dr. Karl Gebauer, Ulrich Geisler, Doren Kuhlencord
Audio-DateiLehrer-Schüler-Interaktionen zwischen Anerkennung und Verletzung – Empirische und theoretische Studien zu einem existenziellen Thema
Prof. Dr. Annedore Prengel, Potsdam
Aktuelle Publikation: "Pädagogische Beziehungen zwischen Anerkennung, Verletzung und Ambivalenz", Verlag Barbara Budrich Opladen/Farmington Hills 2013.Sprache ist kein Trainingsprogramm – wie (mehrsprachige) Kinder im Alltag von Kindergärten und Krippen unterstützt werden können
Prof. Dr. Timm Albers
Präsentations-FolienDialoge mit der Ordnung, Fragilität und biografischen Offenheit unseres Lebens
Prof. Dr. Annelie Keil, Bremen
Audio-DateiDie Pädagogik der Selbstbemächtigung – ein Konzept zur Unterstützung von Traumabearbeitung
Dipl. Sozialarbeiterin Tanja Kessler, Zentrum für Traumapädagogik Hanau
Präsentations-FolienSAMSTAG, 17. NOVEMBER 2012
Wie wollen wir leben? – Mitgefühl in KITA, Schule und Gesellschaft stärken!Ulrike Schneiberg, hr2 kultur, im Gespräch mit Annedore Prengel, Gernot Böhme, Annelie Keil und Christian Felber
Video
Potentiale des Sprachspiels in kindlichen Bildungsprozessen – Worterfahrungen als Welterfahrungen
Prof. Dr. Eva Maria Kohl, Halle / Saale
Audio-Datei mit Präsentation Präsentations-Folien
Werteorientierung und Achtsamkeit: Warum Empathie- und Dialog-Werte heute so wichtig sind
Prof. Dr. Bernd Fittkau, Hamburg / Berlin
Video Präsentations-Folien
Vertiefung des Vortrags – Lehrer-Schüler-Interaktionen zwischen Anerkennung und Verletzung – Empirische und theoretische Studien zu einem existenziellen Thema
Prof. Dr. Annedore Prengel
Aktuelle Publikation: "Pädagogische Beziehungen zwischen Anerkennung, Verletzung und Ambivalenz", Verlag Barbara Budrich Opladen/Farmington Hills 2013.
Dialoge im Kindergarten – Gespräche von Kindern mit Gleichaltrigen und Erwachsenen
Prof. Dr. Timm Albers
Präsentations-Folien
Empathische Wirtschaft – Gemeinwohl-Ökonomie statt Finanz-Kapitalismus
Christian Felber, Wien
Audio-Datei mit Präsentation Präsentations-Folien
Ins Erzählen kommen – Mit Kindern Geschichten erfinden und aufschreiben
Prof. Dr. Eva Maria Kohl, Halle
Präsentations-Folien
Vertiefung des Vortrags – Die Pädagogik der Selbstbemächtigung – ein Konzept zur Unterstützung von Traumabearbeitung
Dipl. Sozialarbeiterin Tanja Kessler
Präsentations-Folien
„... bin alter Mann und bin kleines Kind.“
Texte und Lieder von und mit Prof. Dr. Fredrik Vahle
Audio-Datei
Schlussbemerkung
Dr. Karl Gebauer / Ulrich Geisler
Audio-Datei
Presse
Empathie und Dialog – Göttinger Tageblatt, 17.10.2012
Zeitungsartikel (0,3 MB)
Spiegelblick und die Fähigkeit zu Mitgefühl – Göttinger Tageblatt, 20.11.2012
Zeitungsartikel (1,2 MB)
Stadtradio Göttingen
Darstellendes Spiel
Coaching und TheaterDoren Kuhlencord in Kooperation mit Moritz Brummer
Video-Dateien zu den einzelnen Szenen